Die diesjährigen Stadtmeisterschaften boten in den meisten Wettbewerben einige Überraschungen. Auch auf den späteren Titelträger bei den Herren hatten nicht allzuviele getippt: Es siegte Adrian Gluchow vor Udo Laube und Jakob Heindl.
Die Erstplatzierten bei den Herren 2010 (von links): Jakob Heindl (3.), Adrian Gluchow (1.), Udo Laube (2.)
Frühmorgens um 9 Uhr beginnen traditionell die Wasserburger Tischtennis Stadtmeisterschaften – zumindest die der Jugend, denn die Herren schlafen gerne aus. So fanden sich auch dieses Jahr unter Aufsicht der Amanns und dem obligatorischen wenn auch etwas kränkelndem Harry Haberl junge müde Gesichter ein um Titel zu erringen oder Tränen zu vergießen. Leider konnte die hohe Beteiligung der vergangenen Jahre nicht wiederholt werden, gerade das Mini-Turnier für die ganz Kleinen war verhältnismäßig schwach besucht. Trotz alledem konnte man bereits zu dieser frühen Uhrzeit einige spannende und durchaus auch attraktive Spiele bestaunen, gestärkt von bereitgehaltenen Wurstsemmeln und Kuchen.
Im Miniturnier, in dem alle sieben Teilnehmer trotz zweier verschiedener Altersklassen jeder gegen jeden spielten, setzte sich in der AK I Markus Leykam ungeschlagen vor Patrick Gayk durch. Die AK II der jüngeren Minis gewann Mario Federmann als respektabler Gesamtdritter vor der einzigen weiblichen Teilnehmerin Giulia Eder. Wir hoffen einige der jungen Spieler in den kommenden Wochen im Training wiederzusehen.
Im Schüler-Wettbewerb mit vier Teilnehmern gewann der letztjährige Mini-Meister Lukas Fenzl den Pokal, er scheint zumindest in dieser Hinsicht gute Gene von zu Hause mitbekommen zu haben. Auf den übrigen Medaillenrängen folgten Michael Kaltenhauser und der sichtlich enttäuschte Markus Mayer.
Spannend wurde es im Jugend-Turnier. Auch hier spielten alle sieben Teilnehmer gegeneinander, wobei kein Spieler ohne Niederlage bleiben konnte. Den Titel sicherte sich Valentin Wilker, indem er in seinem vorletzten Spiel den bis dahin unbesiegten Kilian Schumacher, laut Rangliste nur die Nummer 7 der Jugend, im Entscheidungssatz bezwang. Im Fernduell in der letzten Runde ließ die Nummer 3 der ersten Jugend dann nichts mehr anbrennen und rettete seinen Vorsprung von zwei Sätzen ins Ziel. Den dritten Platz sicherte sich mit 4:2 Siegen Thomas Götz.
Das Turnier der Mädchen gestaltete sich zu einer etwas einseitigen Angelegenheit: Mit nur einem Satzverlust sicherte sich Merle Pfau, Nummer 1 der Mädchenmannschaft, ihren Titelhattrick. Auf Platz 2 folgte Lisa Hainzl, Dritte wurde überraschenderweise die italienische Austauschschülerin Gaia Harder vor zwei weiteren Wasserburger Vereinsspielerinnen.
Auch das Jedermann-Turnier der Nichtaktiven am Nachmittag musste mit lediglich fünf Teilnehmern auskommen. Ohne Niederlage blieb in diesem engen Feld keiner, den Pokal nahm – wie im Vorjahr und psychologisch unterstützt von seinem Sohn – Spielervater Hermann Mayer mit nach Hause, der damit die Familienehre wieder hergestellt hatte. Zweiter wurde Hans Held, der selber schon des öfteren die begehrte Trophäe gewinnen konnte, gefolgt vom früheren Jugendstadtmeister Moritz Hell.
Den Höhepunkt der Veranstaltung bildet natürlich jedes Jahr das Turnier der aktiven Herren. Vor Beginn der Spiele wurde zunächst das Doppel-Turnier ausgespielt. Hier eliminierten sich in den ersten Runden sofort die drei Doppel unserer ersten Mannschaft gegenseitig, allein das Titelverteidiger-Duo Andy Gartner/Kilian Orschau konnte ins Finale einziehen, wo sie auf das Spitzendoppel der “Zweiten” und gleichzeitig ihre Vorgänger in der Titelgalerie Björn Bestmann und Carsten Link trafen. Dort entwickelte sich ein sehr spannendes Duell, in dem Bestmann/Link zwei mal einen Satzrückstand ausgleichen konnten. Die Publikum-Highlights im fünften und entscheidenden Satz bildeten beim Stand von 5:6 ein vom Publikum mit Johlen und Klatschen begleiteter überraschender Rückhand-Treffer des von sich selbst völlig irritieren Bestmann, sowie als direkte Antwort ein Doppel-“Bauer” Netz-Kante von Orschau, der sein Duo auf die Titelstraße brachte. Bezeichnenderweise verwandelten Gartner/Orschau ihren Matchball mit einem weiteren Kantenball.
Im Einzel-Wettbewerb gingen erfreuliche 25 Teilnehmer an den Start. Als Topfavorit war in einer Umfrage in der Woche vor dem Turnier am Häufigsten der derzeit stark aufspielende Kilian Orschau genannt worden, eine klare Mehrheit glaubte aber nicht an seinen Sieg. Wie beinahe jedes Jahr gab es einen recht großen erweiterten Favoritenkreis, zu dem natürlich insbesondere alle Spieler der ersten und zweiten Mannschaft gezählt werden mussten. Die Vorrunde wurde in fünf 5er-Gruppen gespielt, aus der sich die jeweiligen beiden Erstplatzierten sowie die zwei besten Dritten für die KO-Runde qualifizierten.
In der Gruppe A konnte sich Vorjahresvize Jakob Heindl klar durchsetzen, dahinter balgten sich aber die beiden ehemaligen Stadtmeister Franz Amann und Adrian Gluchow sowie Peter Haas um die Plätze. Während Amann und Haas hierbei stark aufspielten, zeigte Gluchow – kaum verheiratet – eine spielerisch und körperlich schwache Vorstellung. Es musste das Satzverhältnis entscheiden, Amann zog als Zweiter in die nächste Runde ein und Gluchow musste darauf hoffen als einer der beiden besten Gruppendritten die Vorrunde zu überstehen. Dies hatte er freilich nicht mehr selbst in der Hand, und in der Tat: Hätte im abschließenden Spiel der Gruppe D Philipp Hell gegen Matthias Oesterheld auch nur einen Satz gewonnen, hätte der spätere Turniersieger Gluchow bereits zu diesem frühen Zeitpunkt duschen gehen können. Allerdings konnte Hell im dritten Satz zwei Satzbälle nicht nutzen und schied aus, Gluchow blieb im Rennen, machte sich zu diesem Zeitpunkt allerdings wenig Hoffnungen auf irgendwelche weitere großen Erfolge.
In der Gruppe B blieb kein Spieler unbesiegt, Samson Kröff aus der “Zweiten”, Andy Gartner aus der “Ersten” (ein weiterer Titelaspirant) und auch “Fimp” Mandelsperger aus der vierten Mannschaft zogen mit jeweils 3:1 Siegen in die Endrunde des Turniers ein. In der Gruppe C wiederum erreichten Udo Laube ungeschlagen als Gruppenerster sowie dessen Mannschaftskollege in der Ersten Markus Reitberger souverän die nächste Runde.
In der bereits angesprochenen Gruppe D, welche von der Auslosung her klar die leichteste aller Vorrundengruppen war, setzte sich überraschend Matthias Oesterheld aus der vierten Mannschaft als Gruppenerster durch. Er hatte gleich zu Turnierbeginn mit seinem Fünf-Satz-Sieg gegen den gesetzten Carsten Link aus der zweiten Mannschaft für eine faustdicke Überraschung gesorgt. Link zeigte zwar auch sonst eine äußerst dürftige Leistung, qualifizierte sich jedoch trotzdem als Zweiter für die KO-Spiele.
In der “Todesgruppe” E wiederum war von Anfang an klar, dass man sich hier keine Blöße geben dürfen würde. Kilian Orschau sicherte sich mit 4:0 Siegen den Gruppensieg, sein Mannschaftskamerad Michi Kölbl jedoch blieb auf der Strecke: Nach einem schwachen 0:3 gegen Sepp Berger musste er ebenso die Segel streichen wie sein Bezwinger, es profitierte Werner Fenzl und wurde Zweiter.
In der folgenden Qualifikation zum Viertelfinale erwischte es nun gleich drei Spieler der “Ersten”: Topfavorit Orschau unterlag nach den bisher gezeigten Leistungen völlig überraschend Gluchow im Entscheidungssatz, auch wenn letzterer nach Ende des Spiels so aussah als wäre er selber ausgeschieden. Reitberger unterlag dem plötzlich stark verbesserten Link, die größte Überraschung war aber das 0:3 von Gartner gegen Fenzl. Der Sieger ärgerte sich später sehr darüber, dass Gartner sein Angebot, die bisherigen Spielschulden in Form von fünf Halben Bier bei “doppelt oder nichts” auf Spiel zu setzen, ausgeschlagen hatte. Im vierten Spiel bezwang Amann Mandelsperger mit 3:1 und zog als letzter in die Runde der besten acht ein.
Hier kamen nun auch die übrigen Gruppensieger zum Zug. Während Laube Fenzl glatt in drei Sätzen bezwang, musste Heindl über die volle Distanz gehen um Link niederzuringen. Samson Kröff jedoch hatte gegen den nun immer besser aufspielenden Gluchow nicht den Hauch einer Chance, und auch der “Überraschungsgast” in dieser Runde Oesterheld schied gegen Amann aus.
In der folgenden Platzierungsrunde sicherte sich Carsten Link mit zwei Siegen, darunter eine gelungene Revanche gegen Oesterheld, Platz 5. Oesterheld, der zuvor auch noch Fenzl überraschen hatte können war körperlich zwar am Ende, zeigte sich jedoch überglücklich in Anbetracht seines beachtlichen Ergebnisses. Spontan wurde er zum “Stadtmeister der Herzen” erklärt, und meinte auf die Frage ob das nun wohl der Höhepunkt seiner Karriere sei, nein da käme bestimmt noch so einiges.
Es standen nun die beiden Halbfinals auf dem Programm, in denen jeweils ein noch unbesiegter Spieler auf einen mit bereits zwei Niederlagen traf. Gluchow zeigte sich erneut sehr stark und ließ Heindl bei seinem 3:1-Erfolg nicht viele Chancen. Auch Laube gewann sein Halbfinale in vier Sätzen, hatte dabei aber zunächst mehr Mühe mit Amann als vorher vielleicht gedacht. Beim Stand von 1:1 gewann er den dritten Durchgang mit 11:0, wovon sich Amann aber nicht aus der Ruhe bringen ließ. Im ausgegllichenen vierten Satz erspielte sich Laube seinen ersten Matchball zum 10:9 mit einem für ihn so klassischen Netzroller, musste aber bis zum 14:13 warten als er – nach einer zur allgemeinen Erheiterung genommenen Auszeit bei eigenem Matchball – den Sieg unter Dach und Fach brachte.
Das Spiel um Platz drei war ein klare Sache für Heindl, der in drei Sätzen kurzen Prozess mit dem sichtlich müder werdenden Amann machte und damit nach dem zweiten Platz vor Jahresfrist seine zweite Medaillenplatzierung in Folge errang.
Im abschließenden Finale begann Gluchow äußerst stark, und auch sein Widersacher Laube musste offen gestehen, dass der andere Tischtennis wie zu seinen besten Zeiten biete. Mit einigen spektakulären Vorhand-Angriffsbällen punktete Gluchow äußerst regelmäßig. Der erste Satz ging mit 11:6 an den jüngeren und auch im zweiten Satz war er schnell 5:0 in Front. Laube kämpfte sich zwar nochmal heran und konnte bei 7:7 erstmals ausgleichen, doch Gluchow sicherte sich auch Durchgang zwei mit 11:8. So sah es zunächst nach einer klaren Angelegenheit aus, doch Satz drei begann unter komplett gedrehten Vorzeichen. Diesmal konnte sich Laube eine klare sechs-Punkte-Führung herausspielen bevor Gluchow das 8:8 schaffte, beim Stand von 9:10 unterlief letzterem dann aber ein Angabenfehler. Satz vier war nur ausgeglichen bis zum 2:2, anschließend zog Gluchow davon. Und als ihm zum 5:2 und auch zum 7:2 zwei mal das sonst so sprichwörtliche Udo-Laube-Dusel hold war (Kantenball, Netzroller), musste Laube einsehen, dass es für ihn in diesem Spiel nichts mehr zu holen gab. Der Satz endete mit 11:5, und nach den obligatorischen Shakehands setzte sich Gluchow erst einmal erschöpft und sinnierte still über den Sport und das Leben im Allgemeinen wie einst Franz Beckenbauer nach dem gewonnenen WM-Finale 1990 in Rom.
Bei der folgenden Siegerehrung konnten sich Abteilungsleiter Gluchow und Turnierorganisator Laube also gegenseitig beglückwünschen, und Gluchow nahm am Ende des Tages den Pokal mit nach Hause, den er am Vormittag bei der ersten Inaugenscheinnahme noch spöttisch als äußerst hässlich bezeichnet hatte. Während sich bei den nun beginnenden Abbauarbeiten Werner Fenzl unter Gelächter der Anwesenden beim Kreisspiel 5 gegen 2 mit Medizinball mehr bewegte als in so manchem Match zuvor, endete der Tag in der Turnhalle mit der Erkenntnis, dass es zu einem Turniersieg bei der Stadtmeisterschaft zwei Dinge braucht: Gutes Tischtennis in den entscheidenden Spielen – und das Quäntchen Glück zur rechten Zeit, wenn das Vorrundenaus droht …
Philipp Hell
haha des mitm beckenbauer hab ich gesagt 🙂
aber schöner bericht 😀
Sauber Philipppppp, die größte Überraschung Fenzl-Garnter 😀 super guter Bericht 🙂
Richtig, den Beckenbauer hab ich von dir gekl… äh übernommen!
Tipp für Jakob (nach Betrachtung des Siegerfotos): Mit geeignetem Schuhwerk springt beim nächsten Mal sicher eine noch bessere Platzierung heraus!
Haha und beim Udo würd mit Sportbekleidung -auch nach Betrachtung des Fotos- vielleicht sogar die Stadtmeisterschaft herausspringen 😀