Vortrag, gehalten bei der Vereinsmeistschaft 1982, anlässlich der Übergabe des „Kunstwerks“ zerbrochener Schläger an Josef Berger:
Liebe Freunde der Kunst,
ich darf EUCH zu dieser Veranstaltung recht herzlich willkommen heißen und bringe meine Freude zum Ausdruck, daß Ihr so zahlreich erschienen seid.
Ich habe Kunst gesagt und ihr werdet Euch sicher gedacht haben: “der hat die Veranstaltung verwechselt”, doch nein, so ist es
beiliebe nicht. “KUnST” kommt ja von können und so ist eigentlich jede Sportart, wenn sie vollendet betrieben aus ausgeführt wird, eine Kunst.
Können kann man beugen. So komme ich über die Beispiele “wenn er nur den Topspin kunnt” mit der weiteren Steigerung “wenn Du nur auf meine Vorhand spielen kunnst“, wieder zurück zum Wort Kunst.
Kunst und Sport waren ja jahrelang, ich möchte sagen, „spinnefeind” und nicht unter einen Hut zu bringen. In letzter Zeit ist aber eindeutig eine Annährung zu verspüren. Gerade auf dem Gebiet der Grafik, der Malerei und der Photographie sind die ersten Ansätze sichtbar; wenn man z.B. das Sportstudio des ZDF verfolgt, war dies festzustellen. Aber auch auf der Titelseite des “dts”, der Zeitschrift des deutschen TT-Sports, waren in den letzten Ausgaben künstlerische Momentaufnahmen zu sehen.
Aber auch wir hier in Wasserburg brauchen uns nicht zu verstecken. Denken wir nur an das köstliche Momentbild des Fotografen Heck mit unserem Sportfreund Karl Löw, als dieser gerade den Zelluloidball mit dem Mund auffängt.
Diese überaus begrüßtenswerte Bewegung möchten wir natürlich fortsetzen. Wir sind gewillt, Platz zu schaffen, für Sport und Kunst in unserem Verein. Heute haben wir das Thema gewählt “Holz und wie man damit umgehen kann”.
Man nehme ein Brett, zu englisch “Barna”, steile sich an eine Platte, erwerbe einen kleinen, leichten, weißen Ball, auch eine ausdauernden, nie verzweifelnden Gegner und schon läuft die Sache. Denkste, so einfach geht dies nicht, denn
1. Naturbretter sind heute – im Zeichen der Materialschlacht – nur selten zu finden und überhaupt sind die Hölzer von heute, nicht
mehr die, die sie früher waren.
2. einen ausdauerden Gegner zu finden ist schwer, weil ja in unserer Abteilung, die nicht gerade von Trainingseifer, von
Ausdauer und totalem Einsatz strotzt, die rechten Sparringspartner dünn gesät sind.
Und doch, einer gewissen Person gelingt dies trotz, widriger Umstände seit Jahren. Und dieser Sportfreund entwickelt dann genau vor einem Jahr bei der letzten Vereinsmeisterschaft ein Pech, zerbricht seinen geliebten Schläger. Aber zerbricht damit auch sein Traum von einem guten abschneiden. Oh nein; Er hat das Glück des Tüchtigen und ein Ersatzholz steht bald bereit.
Und hier wurde die Idee geborgen, das Vergängliche festzuhalten, vergangene Träume in Kunst zu verwandeln.
Lieber Josef, ich darf dir heute, am Jahrestag der Zertrümmerung, eine – wie ich glaube, gelungene Synthese von Sport und Kunst überreichen, du hast damit viele Erfolge errungen und dann war es leider vorbei. Früher sang man: Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand”. Du kannst nun täglich singen:
Es hängt mein Superbrettl an der Wand,
mein Brett, mit dem ich ach so viel gewann.
Und, wenn ich einmal traurig bin.
Ich schau nur zum Superbrettl hin.
Ich darf natürlich nicht vergessen, wem wir diese Idee und die Ausführung zu verdanken haben. Einem Künstler auf dem Gebiet des leiblichen Wohls, dem Verwöhner des Gaumens, dem sehr verehrten Mitsportler Karl Löw. Ihm sei ein herzlicher Dank gesagt.
Mit diesen Ausführungen erkläre ich zugleich die Vereinsmeisterschaft 1982, für eröffnet. Ich hoffe, daß wir auch heuer wieder viele Zauberkünstler mit dem weißen Ball sehen und sagen können:
“Die Vereinsmeisterschaft 1982 war besetzt mit lauter Künstler.“